„Es wird oft nicht an uns gedacht“
aus: Die Glocke, von Kirstin Oelgemöller
Oelde (gl). Fehlende Rampen an Zugängen, zu wenig Behindertentoiletten und Kanten an Gehwegen – das sind einige Beispiel für nicht barrierefreie Orte. Um die Interessen Betroffener zu erfahren, haben das Ambrosius-Haus und die Stadt Oelde anlässlich des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung Bürger befragt.
Nicht nur Rollstuhlfahrer, sondern auch Personen, die mit Rollatoren oder Kinderwagen unterwegs sind, stoßen an vielen Stellen auf Hindernisse. „Es wird oft nicht an uns gedacht“, sagte Kristina Hemkemeyer am Freitag bei der Umfrage. Auf dem Markt sei es zum Beispiel sehr eng – vor allem mit dem etwas breiteren Rollator, auf den sie angewiesen ist. „Ich muss mir oft andere Wege suchen“, berichtete sie.
Um auf solche Situationen aufmerksam zu machen und andere problematische Orte zu finden, führte Beate Thumann vom Ambrosius-Haus gemeinsam mit einigen Bewohnern und Mechthild Gröver, der Leiterin des Fachdienstes Soziales, viele Gespräche. „Den meisten fällt direkt etwas ein“, sagte Beate Thumann. Von der Aktion Mensch zur Verfügung gestellte Materialien wie Flyer und Bewertungskarten wechselten den Besitzer.
Kerstin Horstmann und Hans Mettler sitzen im Rollstuhl. Sie stört vor allem, dass es in Oelde nicht ausreichend behindertengerechte Toiletten gibt, die vorhandenen oft als Mehrzwecktoiletten ausgewiesen sind oder nicht den Bedürfnissen gerecht werden. Im Rathaus beispielsweise ist einer der beiden Haltegriffe fest montiert, der andere beweglich. „Es setzen sich aber nicht alle von der gleichen Seite auf die Toilette“, erklärte Hans Mettler. Besser wäre es, wenn beide Haltegriffe variabel seien.
Einige der angesprochenen Maßnahmen werde die Stadt in Kürze umsetzen, versprach Bürgermeister Karl-Friedrich Knop. „Aber wir müssen auch bei neuen Projekten daran denken, dass sie barrierefrei gestaltet werden“, sagte er. Eine Schwierigkeit stelle dar, dass Gesunde oft nicht wahrnähmen, was für Gehandicapte zum Problem werde: „Einen Rollstuhl zu schieben ist etwas anderes, als darin zu sitzen.“
Am Freitag wollten das Ambrosius-Haus und die Stadt für das Thema Barrierefreiheit sensibiliseren. Darüber hinaus findet am Donnerstag, 2. Juni, ab 17.30 Uhr eine öffentliche Stadtbegehung statt, bei der problematische Orte aufgesucht werden. Start ist am Rathaus.