aus: Die Glocke – von Joana Deister
Freiwillig arbeiten? – Ein Jahr ohne Druck: sich ausprobieren, das Sprungbrett in die soziale Berufswelt nutzen und Erfahrungen fürs Leben sammeln. Das alles ist möglich in einem Bundesfreiwilligendienst beim Caritasverband im Kreis Warendorf.
„Ich möchte viel mitnehmen, Neues lernen und Sachen, die für mich selbst wichtig sind, herausfinden.“ Einsatzstelle der 19-jährigen Melina Kortmann aus Ostbevern ist der Berufsbildungsbereich der Freckenhorster Werkstätten. Nach etwa der Hälfte des Freiwilligen-Jahres kann sie voller Begeisterung sagen, es sei ein „Wahnsinnsgefühl“, jemanden persönlich aufblühen zu sehen, den man unterstützt.
Melina merkt, wie viel sie bewirken kann. Sie hilft Menschen mit Behinderungen bei der Eingliederung in den Arbeitsmarkt. Lerneinheiten und Exkursionen in Arbeitsbereiche wie die Kerzenmanufaktur gehören dazu. „Und manchmal schlichte ich auch den einen oder anderen Streit“, zeigt sich Melina Kortmann von ihrem BFD-Jahr begeistert. Ihr weiterer Weg solle am liebsten zur Katholischen Fachhochschule, beispielsweise nach Köln führen, wo sie Soziale Arbeit studieren möchte.
Etwas anders ist das bei Jannick Tipkemper (Bild): „Nach meinem BFD möchte ich in Köln an der Sporthochschule Sportmanagement studieren. Eigentlich spielt dieses Jahr beruflich für mich also keine Rolle, aber es ist eine soziale Erfahrung fürs Leben“, sagt Jannik, 19 Jahre, aus Warendorf. Er arbeitet im Werk Ost, einer Zweigstelle der Freckenhorster Werkstätten.
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Durch seinen Dienst dort habe er einen neuen Blick auf Menschen mit Behinderungen erhalten, sagt er – und auch seine Hemmungen ihnen gegenüber verloren. In seinem Arbeitsalltag unterstützt Jannick Tipkemper Beschäftigte bei Montagearbeiten und hilft regelmäßig auch dem Gruppenleiter. Den Umgang mit Menschen mit Behinderungen habe er sich nicht so selbstverständlich und die Arbeit nicht so spannend vorgestellt, ist sein Zwischenfazit. Seine Erwartungen hätten sich nicht nur bewahrheitet, sondern seien übertroffen worden.
Einen Bundesfreiwilligendienst kann jeder machen, der seine Schulpflicht erfüllt hat – im Unterschied zum Freiwilligen Sozialen Jahr ab 16 Jahren und ohne Altersgrenze nach oben. Ob sozial, kulturell, ökologisch oder im Katastrophenschutz – so lange die Einsatzstelle eine gemeinwohlorientierte Einrichtung in Deutschland ist, ist bei den Tätigkeitsfeldern fast alles möglich.
Um selbst im Bundesfreiwilligendienst aktiv zu werden, sollte man sich an eine Einsatz- oder eine Zentralstelle für die Vergabe dieser Plätze wenden, wie etwa an das Jobcenter.
Kein einziges Mal Kaffeekochen
BFDler sind Jahrespraktikanten und dabei stellt sich die Frage: Werden sie ausgenutzt? Freiwillige sind arbeitsmarktneutral: Das heißt, durch den Einsatz von Freiwilligen darf die Einstellung neuer Beschäftigter nicht verhindert werden und keine Kündigung erfolgen.
Die 21-jährige Fatma Yavas aus Böhnen arbeitet in der Kinder- und Jugendwohngruppe Fifikus in Ennigerloh und kann sagen: „Ich habe bisher erst ein einziges Mal Kaffee gekocht.“ Das scheint es nicht überall zu geben. Jannik sagt, Bufdis seien schon „Mädchen für alles“. Aber er habe sich darauf eingestellt und das Gesamtverhältnis habe sich mittlerweile auch verändert.
Anders bei Melina: Sie hat wegen der Einstellung der Kollegen zu Jahrespraktikanten den Einsatzbereich gewechselt. Es ist abhängig von der Anleitung, den Kollegen und der Einstellung, ob Freiwilligenarbeit wirklich funktioniert. Auf jeden Fall soll es eine Auszeit sein – ob zwischen Schule und Ausbildung, mitten im Berufsleben oder als Wiedereinstieg.
Für Fatma ist es die letzte Stufe zu ihrem Fach-Abitur. Danach möchte sie soziale Arbeit studieren. „Ich fühle mich manchmal wie eine große Schwester, weil ich versuche, den Kindern einen Alltag zu gestalten: Tischdecken, Elternsprechtag, Ausflüge oder eine Gutenacht-Geschichte.“
Als Muslimin trinke sie keinen Alkohol. Auf Rauschmittel habe sie durch die Arbeit in der Wohngruppe einen richtigen Hass bekommen. Die Eltern der Kinder könnten sich ihrer Meinung nach nicht kontrollieren. Die familiären Hintergründe seien emotional sehr ergreifend. „Ein bisschen Angst, mit den Problemen der Menschen nicht umgehen zu können, war schon da. Aber man wächst damit.“ Jetzt weiß sie: „Ich selbst muss mehr Distanz einhalten – mehr Erzieherin als Freundin sein.“
Die 20-jährige Zalina Senyorkin aus Everswinkel konnte bereits ihre Erfahrungen einbringen. Sie arbeitet in der OGS an der Everwordschule in Freckenhorst. Den BFD macht sie, um herauszufinden, ob der Beruf der Erzieherin für sie der richtige ist. Mit 14 Jahren ist Zalina aus Kasachstan gekommen.
Damals konnte sie kein Wort Deutsch. „Ich betreue ein Förderkind, das genau wie ich damals die deutsche Sprache lernen muss. Ich kann meine eigenen Erfahrungen gut einbringen, zum Beispiel bei ‘der, die, das‘ – denn das war das Schwierigste.“
Zalina begegnet täglich etwa 60 Kindern. Für sie besteht heute kein Zweifel, dass diese Arbeit die richtige für sie ist. Joana Deister
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Montag, 2. März 2015
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Ausgabe vom 27.02.2015
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